Neo Burlesque

Burlesque mit corsage

 

Burlesque und Neo-Burlesque – von der theatralischen Darstellung zum Striptease

Der Burlesque-Tanz erlebt seit den 1990er Jahren als Neo-Burlesque ein erstaunliches Revival. Das Wesen des Tanzes ist nicht die Nacktheit, auch wenn ihm das immer wieder unterstellt wird. Die Ausdrucksform hat einen viel tieferen Sinn.

 

Die Burlesque – skurriles Theater der einfachen LeuteBurlesque - Dame in Martini Glas
Anfangs war die Burlesque eine Komödie, eine Art derber Bauernschwank. Mitte des 16. Jahrhunderts entwickelte sie sich in Italien zu einer neuen spöttischen Stilart. Ziel war es, vermeintlich Erhabenes durch Spott ins Alltägliche umzuwandeln. Im 17. Jahrhundert setzte sich der „burleske Stil“ auch im viktorianischen England durch. Hier war er ebenfalls ein Ausdrucksmittel, mit dem die Tänzerinnen Verhaltensweisen der Aristokratie ironisierten. Bald machte die Burlesque in ganz Europa Furore. Infolge der Revueelemente hatte sie eindeutig erotische Komponenten. Dass man den Adel aufs Korn nahm, kam gerade unter Arbeitern gut an. Zwar stand die Satire im Vordergrund, doch das Ausziehen der Tänzerinnen wurde immer wichtiger. Dennoch hatte der Tanz von Anfang an viel Emanzipatorisches. Als eigenes Genre machte die Burlesque kurz vor dem Zweiten Weltkrieg vor allem in den USA Furore. Doch wenige Jahre später wurde der Tanz vom klassischen Striptease abgelöst und geriet bald in Vergessenheit.

 

Dita von Theese bringt Burlesque groß raus
Dass die Burlesque heute wieder angesagt ist, ist vor allem der Tänzerin Dita von Teese geschuldet. Dennoch ist Burleske weitaus mehr als stilvoller Strip. Zwar wirkt der Tanz verführerisch bis aufreizend, doch die Tänzerinnen entkleiden sich nie völlig. Es geht darum, die erotischen Fantasien des Zuschauers anzufahren. Daher kommt das Burlesque-Outfit nicht ohne Strapse und Corsagen, Korestt und Nahtstrümpfe, Federstolas und Fächer aus. Völlig nackt ist die Burlesque-Tänzerin dennoch nicht. Auch die Pin-up-Kultur der 1950er Jahre nimmt Bezug auf den Burlesque-Tanz und entwickelte sich zu einer eigenständigen, in den USA verbreiteten Kunstform. Größter Pin-up-Star dieser Zeit war Betty Page, deren Bild auf Postern, Zeitschriftencovern, Kartenspielen und Bierdeckeln prangte. Mit Beginn der sexuellen Revolution ab den 1960ern war der Burlesque-Tanz überholt.

 

Neo-Burlesque – eine spannende Form der Emanzipation
Es waren die Frauen selbst, die für eine Wiederbelebung der Burlesque sorgten. Auch beim Neo-Burlesque spielt die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Tabus eine Rolle. Wenn heute Burlesque-Tänze aufgeführt werden, liegt wieder knisternde Spannung aus Erotik, Gesang, Tanz und Humor in der Luft. Attraktive Damen in glitzernden Roben entledigen sich ihrer Kleidung nach und nach, doch nicht vollständig. Die Künstlerinnen nutzen ihre Körper als Instrumente, mit denen sie das Publikum konfrontieren. Auch Neo-Burlesque soll gesellschaftliche Tabus wie die sexuelle Orientierung infrage stellen. Die Kunst, sich lasziv zu bewegen, kann man lernen. Mittlerweile ist der Burlesque-Tanz so populär, dass er an vielen Tanzschulen unterrichtet und sogar an einigen bundesdeutschen Hochschulen als Kurs angeboten wird. Viele Frauen, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, nutzen die Burlesque als Ausdrucksmittel, die ihnen zu mehr Mut und einem besseren Körpergefühl verhilft. Indem sie sich bewusst gegen die Norm entscheiden, können sie aus alten Mustern ausbrechen und ihr Selbstbewusstsein stärken. Die meisten erleben Burlesque als rundum befreiend. Auch heute gibt es beim Burlesque-Tanz einen entscheidenden Unterschied zum Striptease: Da die Künstlerinnen fest gebucht werden, müssen sie sich nicht anbiedern.
 

 

Veröffentlicht am 15.10.2016 auf Arte

Ce documentaire propose de découvrir ce qui se joue derrière les images de papier glacé de cette icône populaire érotique du XXème siècle.

En archives et à travers les interviews d'auteures et pin-ups modernes, ce film interroge l'histoire d'un corps féminin idéalisé, inventé par les hommes puis réinvesti par les femmes.

Et si la pin-up était devenue une icône féministe ?

 

Dieser Dokumentarfilm ist eine Entdeckungsreise hinter die Kulissen dieser erotisch-popuilären Ikone des 20. Jahrhunderts.

Aus Archive und durch Interviews mit Autoren und moderne Pinups, erforscht dieser Film die Geschichte die Idealisierung des weiblichen Körpers.

Und ist das Pin-Up eine feministische Ikone geworden?