Die Mode der 1930er Jahre – zwischen Kinotraum und Uniform

Die Mode der 1930er Jahre – zwischen Kinotraum und Uniform
Die Mode, die sich ab den 1930er Jahren in Europa durchsetzte sollte, zeichnete sich schon zum Ende des vorherigen Jahrzehnts ab. Die Ära androgynen Stils war vorbei, Blusen und Kleider rückten ins Blickfeld. Modemacher unterstrichen die neue Weiblichkeit mit wadenlangen Kleidern, die das eine oder andere Polster gut kaschierten. Raffinierte, schräg verarbeitete Stoffe schmeichelten, weil sie optisch streckten. Zur Mitte des Jahrzehnts wurde der Oberkörper mit Rüschen, Volants, Falten und Puffärmeln betont, asymmetrische Drapierungen waren gängiges Bild. Auf das Korestt konnte Frau aufgrund enger Schnitte nicht verzichten. Neue Textilien wurden entwickelt, die Korsett und Corsage leichter machten und Frauen aus den bis dato bekannten „Panzern“ befreiten. Die Branche feierte die federleichte Unterwäsche als Errungenschaft, die sie zweifellos war, aber mit der Leichtigkeit heutiger Mieder und Corsagen längst nicht zu vergleichen ist. Dennoch erhöhten die elastischen Materialien den Tragekomfort erheblich.

Damenmode der 1930er Jahre ­ inspiriert von den großen Filmstars
Typisch für den Modetrend der Zeit waren feminine und figurbetonte Schnitte. Frau trug lange, schmale Kleider und Kostüme mit Gürtel, der die Aufmerksamkeit auf die Taille lenkte. Auch schmale Hüften rückten die Modemacher ins Blickfeld. Sie benutzten vorzugsweise kastige Schnitte, die die Schulterpartie hervorhoben. Dazu trug Frau stets Hut, und den in zahlreiche Variationen. Kopfbedeckungen durften verspielt, sehr groß oder keck und niedlich sein. Üppige Verzierungen sah man nicht. Einige Kreative holten sich Anregungen bei den Arbeitsuniformen russischer Frauen. So prägten auch Dreiviertelhosen und Uniformjacken das Straßenbild. Abendkleider hingegen waren aus zarten, fließenden Stoffen und ließen tief blicken.Auch Pelze hatten in diesem Jahrzehnt Hochkonjunktur, vor allem in Form von Kragen an Mänteln und Jacken. Wer es sich leisten konnte, trug im Winter einen warmen Pelzmantel.

Alltagsmode in Deutschland und Frankreich - mitunter sogar mondän
Dieser Trend stand im krassen Gegensatz zur sich ausbreitenden Wirtschaftskrise. Frau flüchtete sich allzu gerne in die Traumwelt des Films und ließ sich von den großen Stars Greta Garbo, Marlene Dietrich und Zara Leander inspirieren. Renommierte Modezeitschriften wie die „Vogue“ fanden reißenden Absatz, die Illusion war einfach zu verlockend.
In Deutschland wurde die Damenmode durch das NS-Regime beeinflusst. Frauen sollten zwar ihre feminine Seite, aber auch Stärke zeigen. Das Idealbild der Frau war häuslich, schlank und sportlich. Demzufolge trugen Damen bevorzugt feminine und sportliche Kostüme und Kleider. Gerne wurden wadenlange Röcke und Blusen kombiniert. Die taillierte Jacken, Glockenröcke und Kleider schmeichelten zwar, wirkten aber etwas bieder. Trachten passten ausgezeichnet in dieses Frauenbild.
Für Frauen der 30er Jahre war es selbstverständlich, Mieder, Korestt und Corsage zu tragen, denn die taillierten Kleider offenbarten jedes unnötige Pölsterchen. Auch unter der gerade modern gewordenen Marlenehose war ein Mieder Pflicht, schließlich sollten die Körperkonturen unter den fließenden Stoffen weich sein. Der Garçonne-Stil aus den 20er Jahren war in diesem Jahrzehnt ebenfalls vertreten. Er kam erstmals nach dem 1. Weltkrieg auf, bediente sich bei der Herrenmode und erlebte in den 30ern eine Renaissance. Typisch für diese Linie sind kurze Kleider und Blusen ohne jede Betonung der Taille. Dazu gehörte ein knabenhafter Haarschnitt. Heute sind diese Oberteile wieder angesagt.