1870 - 1890

1870 - 1890
Die Kleider der Kaiserinnen und Bürgerinnen
Sissi, die österreichische Kaiserin Elisabeth trug sie, die aufwändigen Kleider der Gründerzeit. Im Musical kann man diese Kreationen, die nie ohne Korsett auskamen, heute noch bewundern.
Als Gründerzeit werden meist die Jahre 1870 bis 1890 bezeichnet. Mit der einsetzenden Industrialisierung wird das Bürgertum in Mitteleuropa zur führenden Kraft. In der Zeit zwischen 1870 bis 1873 konnte man als Gründer in relativ kurzer Zeit sehr reich werden. Mit dem Wiener Börsenkrach von 1873 setzte zwar eine lange wirtschaftliche Stagnation ein, aber der "Gründerzeitstil" überdauerte diese Zeit.
Das erstarkte Bürgertum hatte das Bedürfnis, sich zu zeigen und zu repräsentieren, unter anderem durch öffentliche Auftritte in der neuesten Mode. Erste Modegeschäfte werden eröffnet. Am liebsten orientierte sich die neu aufgestiegene Bürgerschaft am alten Adel. Die Kleider waren sehr teuer, da Unmengen von Stoff benötigt wurden und die überbordenden Verzierungen wie Spitzen, Bordüren, Posamenten und Stickereien nur mit Handarbeit aufgebracht werden konnten. Das Tragen einer Corsage war unerlässlich, um das Kleid zur Wirkung zu bringen.

Schneller und radikaler Wandel in der Mode
In der Gründerzeit änderte sich die Mode sehr schnell und radikal. Zwischen 1870 und 1880 trugen die Damen Tournürenkleider, die auch viktorianische Kleider genannt wurden. Die Röcke waren sehr eng und das Gesäß wurde stark aufgepolstert. Das wurde durch die Tournüre - eine Art Abwandlung des Reifrockes, der nun hufeisenförmig das Gesäß der Rockträgerin ausformte - erreicht. Die Brust wurde durch ein geschnürtes Korsett nach oben gedrückt. Für die Abendgarderobe wurde eine Corsage ohne Träger verwendet.

Im Zeitraum 1880 bis 1890 waren die Kleider vom Hals bis zum Knie körpernah geschnitten. Unterhalb des Knies wird der Rock breiter und bildet eine Schleppe. Das Korsett wird weiterhin getragen und immer enger geschnürt, 55 cm Taillenumfang waren keine Seltenheit. Ärzte fordern unter Verweis auf die gesundheitlichen Risiken die Abschaffung jeglicher Corsage.
Die Tournüre gibt in abgespeckter Form nochmals ein kurzes Gastspiel, bevor sie 1888 für immer verschwindet.

Die Silhouette der "schlanken Linie" betritt die Modebühne
Um 1880 werden erstmals Hüfte und Beine bei der Schnittgestaltung berücksichtigt. Die Silhouette der "schlanken Linie" ist geboren. Die Tageskleidung ist hochgeschlossen und stets mit langen Ärmeln. Für die richtige Form sorgt eine "corsage alltag".
Das Dekolleté findet sich nur noch in der Abendmode. Zur Geltung gebracht wird es durch eine Corsage ohne Träger.
Gleichfalls etwa um 1880 setzen Bestrebungen ein, eine Reformkleidung zu etablieren. Die ersten Kostüme sind zu betrachten, zunächst für arbeitende Frauen. Später finden sie auch bei bürgerlichen Trägerinnen Anklang.
In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts beginnt die Zeit der "Belle Époque", und mit ihr der Jugendstil in der Mode.

Spuren bleiben
Jede Mode erblüht und vergeht, und doch hat man oft das Gefühl, es kommt alles wieder. Zwar nicht in der ursprünglichen Form, vielmehr transformiert oder als Zitat. Die "schlanke Silhouette" wurde zu unserem ständigen Begleiter und für viele zu einer Herausforderung. Wohl dem, der eine "corsage alltag" sein eigen nennt und dadurch mit Leichtigkeit eine gute Figur macht. Allen anderen bleibt die körperliche Ertüchtigung als Pflichtprogramm.
 
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