Chemiefasern - Eigenschaften, Pflege und Bedeutung in der Mode
Die Idee, aus einer zähflüssigen Masse künstliche Fäden zu produzieren, hatte Forscher schon Mitte des 17. Jahrhunderts. Erst 1884 gelang es in Frankreich, künstliche Seide aus Zellulose herzustellen. Als der deutsche Chemiker Hermann Staudinger nachweisen konnte, dass Chemiefasern aus einer langen Kette gleicher chemischer Elemente bestehen, war der Grundstein für die industrielle Produktion gelegt. Die moderne Chemiefaser wurde 1925 geboren. 1935 gelang es amerikanischen Forschern, spinnfähiges Polyamid (Nylon) herzustellen. Schon bald gab es die ersten Nylonstrümpfe. 1939 entdeckten Forscher des Bayer-Konzerns den Ausgangsstoff für Polyacryl. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Polyesterfasern industriell hergestellt. Fortan war der Siegeszug synthetischer Fasern nicht mehr aufzuhalten. Doch bis Wäsche und Korsagen für den Alltag aus Kunstfasern angefertigt werden konnten, dauerte es noch.
Chemische Fasern im Alltag
Bei der Herstellung von Polyester und Polyamid verbinden sich zwei Moleküle unter Abspaltung eines Nebenproduktes, das in der Regel Wasser ist. Die Spinnlösung wird durch Düsen gepresst, sodass Fäden beliebiger Länge entstehen. Da Chemiefasern bereits bei niedrigen Temperaturen sauber werden, spart das Zeit und Energie. Sie trocknen schneller und behalten ihre Form. Das ist bei Korsett und Corsage gerne gesehen und macht auch Neuanschaffungen seltener notwendig. Polyesterfasern lassen sich sehr gut mit Wolle mischen. Das verhindert das Ausfilzen der Wolle und macht sie pflegeleichter.
Pflege von Chemiefasertextilien
Polyesterhaltige Kleidungsstücke lassen sich einfach pflegen. Nach dem Waschen werden sie einfach aufgehängt und trocknen in kürzester Zeit. Man kann sie von der Leine nehmen und sofort wieder tragen. Bügeln ist überflüssig, denn die Stoffe sind knitterfrei. Weil Temperaturen zwischen 30 und 40° völlig ausreichen, ist auch die schnelle Handwäsche kein Problem. Chemiefasern sind stabil und wertbeständiger als Baumwolle oder Wolle. Modifiziertes Polyacryl wird beispielsweise als Modacryl für flammenhemmende Stoffe oder Plüschtiere verwendet. In vielen Berufsgruppen wie dem Gesundheitswesen sind sie deshalb unverzichtbar.
Chemiefasern in der Modewelt
Moderne Kleidung muss mehr können, als vor Witterungseinflüssen schützen. Das wird besonders bei Sportkleidung deutlich, die gut aussehen, aber auch leicht zu pflegen sein soll. Heute verwendete Kunstfasern sind meist Polymere. Auch Viskose zählt dazu. Die Faser ist bei Lingerie wie dem Korsett beliebt, denn sie ist atmungsaktiv und hat gute Trageeigenschaften. Eine Variante der Viskose ist das festere Modal. Soll ein Stoff glänzen, ist mit Ausnahme von Seide immer eine Kunstfaser daran beteiligt. Weniger bekannte, natürliche Polymere sind Sojaprotein, Caseinwolle und oder Triacetatfasern. Zu den synthetischen Polymeren zählen Polyester, PET, Diolen, Lycra, Trevira, Nylon, Dralon, Polyamid, Teflon und viele andere.
Vor und Nachteile von Chemiefasern
Stoffe aus künstlichen Fasern erleichterten den Alltag erheblich. Gerade in der Anfangszeit bedeuteten sie Lebensqualität und erzeugten ein neues Lebensgefühl. Auch heute genießen wir die Vorteile von Chemiefasern bei Sport- und Freizeitbekleidung, ihre unkomplizierte Pflege und besondere Haltbarkeit. Auch wenn der Trend wieder zur Naturfaser geht, sind Kunstfasern für technische Zwecke unverzichtbar. Zudem kann unser stark gewachsener Bedarf an Textilien längst nicht mehr durch Naturfasern gedeckt werden. Bei Wäsche bevorzugen Verbraucher zwar wieder Baumwolle, Wolle und Seide, weil sie atmungsaktiv sind und Schweiß aufsaugen. Doch Form erhält auch Lingerie durch synthetische Polymerfasern. Diese sind reißfest, knitterfest und leicht. Für die Verstärkung von Zehen- und Fersenbereich bei Strümpfen benötigt man stabile Fasern. Eine Corsage oder ein Mieder-BH bekommt erst durch die Kunstfaser Kontur. Mittlerweile existieren Hightech-Fasern mit außerordentlichen Eigenschaften, die Naturfasern sogar übertreffen. Dank ihrer Vielseitigkeit sind Kunstfasern gerade für Dekostoffe und Heimtextilien begehrt. Dass sie sich nicht so leicht färben lassen, kann als Nachteil betrachtet werden.